Gedichte, Kurzgeschichten, Märchen, Sprüche

Das Bild der Katze


Er war verbittert, unzufrieden und so richtig, richtig konnte es ihm keine/r Recht machen. Er war 51, ständiger Junggeselle, und seine letzte Beziehung war einige Zeit her.


Für ihn zähle Profit, Geld und Gewinn. Zwischenmenschlich schnitt er nicht gut ab. Aber es war ihm egal, so lange nur die Aktien gut standen an der Börse. Seiner Börse.


Natürlich war er ein Mann von Welt. Galant, charmant und überaus gebildet, verhalf er den interessierten Frauen zu tränenreichen Abenden, wenn er seinen Egoismus auslebte. Sie kamen, verliebten sich, und waren schneller von der Bildfläche verschwunden als ihnen lieb war. Seine „Lady´s“.


Da traf er auf Sue. Sie war Fotografin, liebte es zu fotografieren. Sie war sehr talentiert, und obendrein noch bildschön.


Lange brünette Haare fielen in ein schön geschnittenes Gesicht. Herzlich und freundlich, und stets gut gelaunt, lachte Sue die Menschen zuvorkommend an. Ihre Ausstrahlung war legendär. Ihr Talent eine hervorragende Fotografin zu sein, machte oft die Runde. Bei den Freunden sehr beliebt, das alles war Sue.


Er ging nun, der geschäftliche Termin drängte ihn dazu, die Ausstellung entlang. Eine Foto-Ausstellung. Er betrachtete uninteressiert die Fotografien, ging im Eiltempo entlang und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen.


Ein Katzenbild. Nein, ein wunderschönes Katzenbild! Er stand wie angewurzelt vor dem Katzenbild. Ein junges Kätzchen. Ein Fotografie eines Kitten. Von bezaubernder Schönheit diese Fotografie. Er war zutiefst bewegt. Als Sue ihn ansprach, es war ihr aufgefallen, brachte er, der starke Egomane, der ja, teils doch sehr kalte Mann, kein Wort hervor.


Nach einem weiteren Versuch meinte er nur, überwältigt, „wunderschön!“


Er stand vor dem Bild und er war überwältigt. Noch tief bewegt verließ er die Ausstellung.


In den kommenden Tagen veränderte er sehr sein Verhalten. Zuerst einmal spendete er an wohltätige Vereine, für Tierhilfe. Dann lächelte er vielen Menschen einfach so zu. Er sprach mit den Kollegen, und Kolleginnen in der Arbeit, und fragte nach ihren Wohlbefinden. Kleinen Kindern lachte er freundlich zu, und er ließ ältere Menschen an der Kasse in Supermärkten den Vortritt.


Nach Wochen, Sue hatte den seltsamen Mann längst vergessen, und er dachte auch nicht mehr an Sue, lernten sie sich nochmals kennen.


Es war ein kleines Kätzchen, sie saß auf einem kleinen Bäumchen im Park in der Nähe, in der sich beide befanden. Sue und er. Dort saß er auf einer Bank. Sue die gerade eifrig am fotografieren war, lächelte. Er kam ihr bekannt vor, doch sie konnte ihn nicht sofort zuordnen. Er sah toll aus. Seine Augen strahlend blau, lachten sie an. Seine Stimme klang männlich rauchig, als er meinte, „ein schönes Kätzchen!“.


Sue war nun fertig, und ohne Einladung zwar, aber selbstbewusst wie sie war, vor ihm, und setzte sie sich zu ihm auf die Bank.


Das Kätzchen aber lief einfach weiter. Doch Sue und er blieben zusammen. Für den Rest der Zeit. Für alle Zeit. Sie waren überglücklich und zufrieden.